Das Schlucken gehört bei jedem Menschen wie selbstverständlich zum Alltag dazu, es passiert automatisch – ebenso wie das Atmen oder Blinzeln. Zwischen 1.500 und 2.000 Mal schlucken wir täglich und verschwenden für gewöhnlich kaum einen Gedanken daran. Es handelt sich um eine Reflexbewegung. Und auch Schluckbeschwerden treten gelegentlich auf, zum Beispiel bei einer Mandelentzündung oder einer Erkältung mit Halsschmerzen – so etwas geht für gewöhnlich rasch vorüber. Fällt das Schlucken allerdings aufgrund einer Schluckstörung schwer, wird die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme zur reinen Tortur. Das ist für die Betroffenen äußerst belastend. Die sogenannte Dysphagie, die Schluckstörung, ist eine Herausforderung in der Pflege.
Fakten rund um Dysphagien
Dysphagien – das Fachwort bezeichnet Schluckstörungen jeglicher Art und Ausprägung. Es ist in seiner Wortbedeutung eine Zusammensetzung der griechischen Begriffe dys (erschwert) und phagein (essen) – der Begriff beschreibt also die Problematik: erschwertes Essen. Zudem sind auch das Schlucken und Trinken betroffen. Verschiedene Krankheiten können Dysphagien auslösen, die sowohl äußerst schmerzhaft als auch schmerzfrei verlaufen können. Bei schmerzhaftem Schlucken wird auch von der Odynophagie gesprochen.
Die Ursachen sind vielfältig, unter anderem gehören dazu:
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neurologische Erkrankungen (z. B. erblich bedingte Muskel- und Nervenkrankheiten oder Folgen von Schlaganfällen),
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Veränderungen der Speiseröhre oder
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Infekte, Erkrankungen im Hals- und Rachenraum.
Die häufigste Ursache sind neurologische Störungen, beispielsweise nach einem Schlaganfall oder einem Schädelhirntrauma. Aber auch Demenz, Multiple Sklerose oder Hirntumore können schleichend zu einer Beeinträchtigung des Schluckens führen. Seltener entstehen Dysphagien nach chirurgischen Eingriffen im Halsbereich oder durch Veränderungen der Wirbelsäule oder der Speiseröhre.
Folgende Symptome lassen auf die Dysphagie schließen
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Druckgefühle im Hals,
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starker Husten,
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das Gefühl, zu ersticken, da Nahrung oder Flüssigkeit im Hals steckenbleiben,
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herauslaufender Speichel,
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Probleme beim Kauen,
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eine starre Zunge oder
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die verminderte Aufnahme von Essen und Trinken.
Die Folgen dieser Erkrankung können gravierend sein. Mangelernährung und Dehydration sind große Probleme, die auch zum Einsatz einer Sonde zur Ernährung oder Trachealkanülen führen können. Viele Patienten leiden unter Gewichtsverlust oder Erkrankungen der Mundschleimhaut. Eine Bronchitis droht, wenn Nahrung oder Flüssigkeit in die Lunge gelangen. Nicht zu unterschätzen sind aber auch die psychischen Probleme, denn Essen und Trinken ist etwas so Elementares, dass Betroffene seelisch oft besonders stark unter ihrer Einschränkung leiden. Die Lebensqualität ist teilweise erheblich beeinträchtigt.
Dysphagien (Schluckbeschwerden) und Pflegebedürftigkeit
Die erforderliche Pflege hängt immer vom Einzelfall ab und der Frage, wie schwer die Dysphagie ausgeprägt ist. Wichtig ist, dass die Schluckstörung behandelt wird – durch die Anstrengung bei der Nahrungsaufnahme verlieren viele Patienten den Spaß am Essen. In schweren Fällen wird das Essen und Trinken komplett verweigert.
Gerade bei älteren Patienten, die eventuell bereits in einem schlechten Allgemeinzustand sind, ist eine vollumfängliche Pflege nötig. Dysphagien treten oft mit anderen Krankheiten zusammen auf. Grundsätzlich muss professionell gehandelt werden.
Möglichkeiten der Pflege bei Dysphagien:
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der Einsatz eines Logopäden oder Sprachtherapeuten,
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das Trainieren von Schlucktechniken,
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die Verbesserung der Körperhaltung,
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die Konzentration auf die Nahrungsaufnahme und
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das Prüfen der Zahnprothese.
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Vor allem dem richtigen Essen und Trinken kommt große Bedeutung zu. Die Mahlzeiten sollten in Ruhe zu sich genommen werden; Pausen helfen ebenso wie die richtige Position des Kopfes und kleine Bissen und Schlucke. Das Pflegepersonal kann helfen, den richtigen Umgang mit der Nahrung zu trainieren. Aber auch hier sollte immer Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden, damit die Betroffenen möglichst selbstständig die Nahrung zu sich nehmen.
Dysphagien und Pflegegrad
Eine Dysphagie reicht in der Regel nicht aus, um einen Pflegegrad bzw. eine Pflegestufe zu erhalten. Bei der Einschätzung, ob ein Pflegegrad vergeben wird, ist immer der Grad der Selbstständigkeit entscheidend. Schluckbeschwerden alleine verringern die Selbstständigkeit für gewöhnlich nicht. Oft tritt eine Dysphagie aber bei älteren, bereits pflegebedürftigen Menschen oder in Verbindung mit anderen Erkrankungen auf. Wenn die Selbstständigkeit dann eingeschränkt ist, steigt auch die Wahrscheinlichkeit für einen Pflegegrad (früher Pflegestufe).
Die bisherigen Pflegestufen wurden 2017 durch eine Pflegereform von fünf Pflegegraden abgelöst. Dabei werden nun nicht nur körperliche, sondern auch geistige oder seelische Erkrankungen in die Prüfung einbezogen. Das heißt, der Pflegebegriff hat sich deutlich gewandelt. Im Rahmen des „Neuen Begutachtungsassessments“ (NBA) wird jeder Einzelfall individuell durch den Gutachter geprüft. Den Antrag auf einen Pflegegrad können Sie formlos stellen, telefonisch oder per Brief. Bereiten Sie sich gründlich darauf vor, führen Sie eventuell ein Pflegetagebuch oder holen Sie sich Hilfe von Experten.
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